Ende Januar 2013

 

Hallo Ihr Lieben,

schon wieder ein Jahr vorbei und immer noch ein altmodischer Jahresbrief - Facebook und Twitter haben mich noch nicht erwischt (ich schreibe und lese nicht einmal SMS). Eigentlich ist das Leben schon einfacher geworden, seit der Jahresbrief in Sekundenschnelle (oder manchmal auch viel langsamer unter schrecklichen Verwuenschungen, weil der Apple-Gott mal wieder gegen mich ist) auf die Internetseite geladen wird. Und doch ist schon wieder Ende Januar und meine besten Wuensche an Euch kommen auch dieses Jahr mit Verspaetung - so wie jedes Jahr.

 

2012 war wieder ein wunderschoenes Mas Blanc Jahr - viele (sehr viele) liebe Gaeste, gesunde und glueckliche Vierbeiner, tolle Helfer und Mitarbeiter.

Im Februar wurde ich allerdings hart auf die Probe gestellt. 14 Tage Temperaturen von minus 10 Grad und dazu ein eisiger Mistral, der mit 100 km/Stunde weht, das habe ich in meinen 23 Camargue-Jahren noch nicht erlebt. Die Wasseranschluesse auf den Weiden haben das auch nur etwa 24 Stunden ueberlebt. Dann war alles kaputt und tiefgefroren. Die Tage waren fast zu kurz, um die 30-koepfige Pferdeherde, die ganzjaehrig draussen lebt, mit Futter (doppelte Ration Heu und Stroh) und vor allem mit Wasser zu versorgen. Auf die Stutenweide hinter dem Haus hab ich Schlaeuche gelegt, schnell getraenkt und dann alles wieder geleert und zusammengerollt und ins Haus getragen. Das war der Idealfall - wenn die Schlaeuche ein bisschen zu lang draussen blieben, froren sie ein und mussten dann in der heissen Badewanne wieder aufgetaut werden (und mir ging es ebenso). Zur Hengstweide (oben Richtung Schleuse) brachte ich das Wasser in Kanistern mit dem Auto hoch - 10 Pferde trinken ganz schoen viel. Aber dafuer wurde mir richtig schoen warm, wenn Bolero (er heisst jetzt doch nicht Kadhafi) mir nicht wieder mal den Wasserkuebel ueber die Beine geleert hat.

Kaum war die Kaeltewelle vorbei, kam auch schon mein erstes Fohlen auf die Welt. Calie, ein ganz huebsches Stutfohlen von Cumbia, und kurz darauf auch Cabri, der Sohn von Maguelonne. Beide hatten bei der Geburt ein richtig dickes Baeren-Fell, wie ich es bei meinen Fohlen noch nie erlebt habe. Vater der beiden Junioren ist wieder Kali, Utes Lusitano, der uns in den letzten vier Jahren wunderschoene Fohlen gemacht hat. Jetzt ist Kali aber kastriert. Damit es auch dieses Jahr Fohlen im Mas Blanc gibt, haben wir die dreijaehrigen Junghengste jeweils mit einer Stute zusammengestellt. Wenn alles klappt, erwarten wir Ende Februar/Anfang Maerz ein Fohlen von Guapa und Viento, und ein zweites von Quieta und Diego. Die beiden Machos sind noch nicht kastriert, weil ich diesen Fruehling noch einmal mit ihnen decken moechte. Wenn man sie so sieht mit ihrer ueberschuessigen Kraft und den Dummheiten, die sie die ganze Zeit im Kopf haben, gleichen sie ihren zweibeinigen Kollegen im 'Flegelalter' doch sehr. Im Herbst musste ich unseren alten Filou einschlaefern lassen. Er war ueber 30 Jahre alt und hat die letzten zwei Jahre auf der Altersweide bei einer Freundin verbracht. Der Rest der Herde ist gesund und munter und hat uns und unseren Reitern viel Freude gemacht. Im Herbst hatten wir dann allerding auch unseren ersten Sturz vom Pferd mit ernsten Folgen - ein Seitensprung im Galopp und ein angebrochenes Handegelenk. Liv war aber schon wieder auf dem Pferd und hat  sich auch fuer dieses Jahr fuer Ferien im Mas Blanc angemeldet. Neu auf der Weide sind Attila, ein dreijaehriges Pony (Shetty/Welsh-Mischling), damit unsere alte Ponette in 'Rente' gehen kann und Punky, ein huebscher 8-jaehriger Camarguais, den ich von unserem Hufschmied gekauft habe. Er suchte einen guten Platz fuer das Pferd, weil sein Sohn eben doch nicht so viel Spass am Reiten hat. Nach einer Eingewoehnungsphase, die nicht immer ganz einfach war, ist Punky jetzt voll in die Herde integriert und macht uns und unseren Reitern sehr viel Freude und der winzige Attila galoppiert inzwischen so schnell wie die Andalusier und hat auch gelernt, wie schoen es ist, wenn man von netten Zweibeinern von vorn bis hinten durchgekrault wird. Satteln und Zaeumen lasst er sich inzwischen auch ohne Protest und an der Longe arbeitet er begeistert mit. Jetzt fehlen nur noch die Kinder, die sich auf seinen Ruecken wagen. Scirocco und Souleo, die beiden Camargue Junioren machen sich gut. Waehrend Scirocco schon von den ersten Gaesten geritten wird, braucht Souleo noch ein bisschen mehr Zeit. Er ist ein Hypersensibelchen, aber fuer Ute macht er inzwischen (fast) alles. Tanguito, der vierjaehrige  sehr huebsche Sohn von Guapa, macht seine ersten Ausritte ebenfalls mit Ute und bis jetzt sind beide immer zusammen und ganz zufrieden wieder nach Hause gekommen. Begleitet auf ihren ersten Ausfluegen werden sie zur Zeit von Richi. Nathalie (die 'neue' Nathalie), die den zweiten Sommer ueber fuer mich gearbeitet hat, ist schwanger und freut sich auf ihr zweites Baby (und faellt fuer diese Saison leider aus). Dafuer lassen mich Ute, Celia und Eliane aber nicht im Stich und werden auch 2013 wieder mitarbeiten. Auch mit unseren Helfern hat es wieder (fast) immer toll geklappt - herzlichen Dank an alle.

Von Ende Maerz bis Anfang November war das Mas Blanc fast immer voll. Nur in der ersten Juliwoche haben wir uns eine Woche Ferien gegoennt.

Im Dezember war ich eine Woche in Andalusien - zum ersten Mal wieder, seit wir vor 29 Jahren unsere ersten Pferde in Malaga gekauft haben und mit ihnen bis in die Schweiz geritten sind. In Sevilla und Cordoba fuehlte ich mich nach der langen Zeit sofort zu Hause, wunderschoene Pferde, grossartige Reiter und faszinierende Flamenco-Spektakel habe ich gesehen, die Gastfreundschaft und Freundlichkeit der Spanier genossen. Schockiert haben mich aber auch dieses Mal wieder die ausrasierten Ohren der Pferde, die bei den Wettbewerben vorgefuehrt wurden, und eben auch oft die Reiter, die sich ihr Pferd fixfertig abgeritten vorfuehren lassen, dann eine grossartige Dressurlektion vorreiten und wieder absteigen und die Zuegel ihrem Helfer zuwerfen, ohne sich weiter ums Pferd zu kuemmern. Dafuer liebe ich die Camarguais. Hier holt auch der Spitzenreiter und grosse Stier- und Pferdezuechter sein Pferd selbst aus dem Marais und niemand kuemmert sich drum, ob die Stiefel dabei schmutzig und nass werden. So bin ich auch nach 23 Jahren absolut gluecklich hier im Sueden Frankreichs gelandet zu sein (und nicht in Andalusien oder Ecuador, die damals auch zur Auswahl standen). 

 

Auch fuer 2013 soll sich im Mas Blanc nichts gross aendern. Immer noch kein Fernsehen, WIFI nur im Garten, dafuer Huehner, furchbar anhaengliche Katzen, Benji, mein Riesenhundemonster, eiskalter Rosé, provençalische Kueche, Sonne und Mistral und 30 Camargue-Pferde und Andalusier. Im Februar wird zwar gebaut: Stall, Garage und die Ferienwohnung bekommen ein neues Dach und ich eine neue Terasse Richtung Sueden. Und seit Anfang Winter habe ich eine neue Brille, die nicht mehr nur zum Lesen dient. Toll, wie viel Zeit man sich spart, wenn die Brille einfach auf der Nase sitzt und nicht dauernd irgendwo gesucht werden muss (wie ist sie wohl wieder in den Kuehlschrank gekommen….).

Die aktuellen Preise und Programme findet Ihr auf der Webseite. Viel hat sich nicht geaendert. Allerdings machen wir nur  noch einen Tagesritt pro Woche und dazu einen Halbtagesritt mit Mittagessen. Damit fallen fuer mich die schlaflosen Naechte weg, wenn wir in einer Woche ganz viele Reiter haben und ich nicht weiss, wie ich all die  Pferde nach Saintes Maries ans Meer bringen kann (obwohl wir inzwischen einen sehr grossen Lastwagen zur Verfuegung haben). Und der Ritt zu unseren Freunden ins Weingut wird auch fuer ungeuebte Reiter eher machbar, weil sie dann nur Hin- oder Rueckweg auf dem Pferd zuruecklegen (und die zweite Tageshaelfte per Fahrrad oder im Auto hinter sich bringen).

Schoen waren die Wochen mit Euch. Neue Gaeste, ganz liebe, ganz 'alte' Freunde, die uns zum Teil schon seit unseren ersten Camargue-Jahren die Treue halten, Einzelgaeste, Paare, Familien, Senioren, Hippotherapie-Wochen, Spitzenreiter und andere, Gar-Nicht-Reiter - schoen, wenn wir abends alle am grossen Tisch sitzen und miteinander ueber Gott und die Welt, die Camargue und die Pferde plaudern. Ab 16. Maerz ist das Mas Blanc wieder offen und Zwei- und Vierbeiner freuen sich nach der gemuetlichen Winterzeit auf neue Gaeste und alte Freunde.

 

 

Ich wuensch Euch allen ein wunderschoenes sonniges 2013 und so viel Lebensfreude und Energie, wie sie meine jungen 'Machos' auf diesem Bild zeigen.

Alles Liebe und vielleicht auf bald

Sylvia