Estrella mit Ute und Richi     Jalla und Benji



                                                Januar 2015

 

Hallo Ihr Lieben,

schon wieder Ende Januar und immer noch kein neuer Jahresbrief. Die Tage laufen mir einfach davon.

Im Dezember hab ich eine wunderschöne Reise nach Kuba gemacht - Sonne, Musik, tolle Menschen, wunderschöne alte Städte, himmlische Strände, spannende politische Diskussionen und das Gefühl, dass es doch einfacher ist, in der Camargue ein Mas mit Pferden und Gästen zu führen, als linke Träume in Realität umzusetzen.

Dann über die Festtage wieder volles Haus - alte Gäste, liebe Freunde, viel Wein und zu viel zu Essen - schön wars. Anfang Januar wurde ich 60. Dass ich mein Geburtstagsfrühstück fast verschlafen habe, soll hoffentlich kein Muster fürs neue Jahr werden. Meine lieben Gäste haben sich anerboten, für mich zum Geburtstag frische Baguettes zu holen und das Frühstück zuzubereiten. Toll - nur war ich so begeistert, dass ich tief geschlafen habe, bis mich Pedro mit schlechtem Gewissen aufgeweckt hat. Und da sassen dann alle hungrig am Frühstückstisch, die Kerzen auf den Geburtstagskuchen schon fast heruntergebrannt, und warteten aufs verschlafene Geburtstagskind. Wie gut mich meine Gäste/Freunde kennen, sah man bei meinem Geburtstagsgeschenk: ein Riesenkoffer voll Krimis, tolle Flaschen Rotwein, Badezusatz, ein Gutschein für ein Essen im Sterne-Restaurant, Kerzen und ein ´nicht tropfender´Teekrug - der Winter ist gerettet...

Nach einer sehr schönen und anstrengenden Saison (von Mitte März bis Mitte November war das Mas Blanc meist voll mit Gästen), geniesse ich mit meinen Vierbeinern jetzt die ruhige Auszeit. Strahlender Sonnenschein, 28 Pferde, zwei Hunde, vier Katzen ubd leider nur noch ein Huhn und ein Gockel (die anderen hat der Fuchs geholt) wollen jeden Tag gefüttert und geknuddelt werden. Na ja, der Gockel lieber ein bisschen mehr Futter als Knuddeln, dafür möchte Jalla, das Hundebaby, am liebsten den ganzen Tag durchgekrault werden. So hat sie das schliesslich in ihrem ersten Lebensjahr kennengelernt - unsere Gäste haben sich fast darum gestritten, wer kraulen und mit ihr spielen darf.

Mitte März, zum Saisonanfang, kam wieder ein Fohlen auf die Welt - Estrella (Stern auf Spanisch, weil sie eine hübsche sternförmige Blesse hat). Mutter ist Suerte, stolzer Vater Diego, und das Fohlen ist ein grosses, elegantes Fuchsstütchen, das uns viel Freude macht.

Im April konnte ich dann mein neues Hundebaby in der Ardeche abholen - zwei Monate alt, Vater und Mutter Schafhütehunde (ein Briard und ein Border Colley). Ich hab sie übers Internet gefunden. Als wir die zutrauliche Briard-Hundemutter und das hübsche kleine Fellbündel besuchten, war ich hell begeistert. Auf die Frage nach dem Preis, antwortete die Schäferin ohne Ueberlegen: aber einen jungen Hund verkauft man doch nicht, für den sucht man einen guten Lebensplatz. Und so haben wir sie eingepackt und mit ins Mas Blanc genommen. Sie hat natürlich weder Papiere noch Chip - dafür ist sei bei Menschen aufgewachsen, die Tiere kennen und lieben und mit Respekt behandeln. Seit sie hier ist, macht uns Jalla (das heisst auf arabisch hopp, hopp, schnell, schnell) nur Freude. Benji, mein altes Hundetier, war die ersten Tage nicht begeistert über den Neuzuwachs. Inzwischen lieben die beiden sich aber sehr und raufen stundenlang miteinander. Benji, der Riesenhund, legt sich dabei extra auf den Rücken, damit die Kleine auch mal gewinnen darf.

Von Isabelle, meiner Tierarzt-Freundin, hab ich dann noch drei winzige Felllbündel bekommen -  drei junge Kätzchen, die man ihr halbverhungert in die Klinik brachte und die sie mit unendlicher Geduld aufgepäppelt hat. Im Mas Blanc hab ich sie erst einmal auf der Heubühne über dem Stall untergebracht und gefüttert. Nach wenigen Tagen gingen sie aber bereits ausgiebig auf Erkundungstour, fielen zum Fenster hinaus, spazierten unter den Pferden durch und hielten uns ganz schön auf Trab. Eines Morgens war nur noch der kleine Kater da - die beiden schwarzen Kätzchen waren verschwunden. Ein Fuchs, ein Nachbarhund? So kam der kleine Kater wieder zu Isabelle in die Stadt. Etwa eine Woche später tauchte dann das kleinste der drei Monsterchen wieder auf - es fiel auch weiterhin regelmässig zum Fenster hinaus, kam in Stall unters Pferd und musste beim Tierarzt mit zerquetschtem Fuss verarztet werden und machte auch sonst nur Dummheiten und hatte vor gar nichts Respekt. Kamikaze (oder Kami-Katze) heisst das kleine Tier jetzt und macht mir viel Freude (und Aerger). So hab ich jetzt zu meinen drei erwachsenen Katzen noch ein kleines schwarzes Wesen mit Fernbedienung (sobald man mit ihr spricht, fängt sie auf zwei Meter Abstand schon an zu schnurren), das aber leider völlig unerziehbar ist. Während alle anderen Katzen problemlos gelernt haben, dass sie nicht ins Haus dürfen, versucht es Kami immer wieder (obwohl ich sie dann jeweils unter dem kalten Wasserhahn abdusche - nützt aber überhaupt nichts). Sobald eine Tür offen ist, geht Kami auf Entdeckungsreise. Das gilt auch für Autotüren - schon öfter sind meine Gäste nach ein paar Metern umgekehrt, weil es plötzlich im Auto laut anfing zu schnurren.

Auf der Pferdeweide sind alle gesund und munter - vom 34 Jahre alten Perdigau bis zu den Hengstlümmeln Django und Dali von Vorjahr. Die Reitpferde haben toll mitgearbeitet und ihren Reitern viel Freude gemacht, die Junioren haben fleissig gelernt unbd machen schon die ersten Ausritte mit mutigen Gästen. Jetzt geniessen alle die ruhigen Wintertage. Manchmal liegen sie wie tot auf der Weide, Bäuche an der Sonne, um im nächsten Moment wieder wie die Irren über die Weiden zu preschen und wilde Show-Kämpfe auszufechten. Ute und Richi kommen ein, zwei Mal die Woche vorbei, um mit den Junioren zu arbeiten und das Mas in Schuss zu halten. Ute wird auch dieses Jahr wieder das passende Pferd für den richtigen Reiter finden und mit Euch bei Sonne, Mistral und eigentlich fast nie Regen, durch Reisfelder, den Kanalufern und der Petit Rhone entlang, an Stier- und Pferdeweiden vorbei und natürlich auch am Strand und in den Sümpfen zu Pferd die Camargue erkunden. Auch Eliane in der Küche und Celia im Haushalt werden diese Saison wieder mitarbeiten - schön, wenn man so tolle verlässliche Mitarbeiter hat. Die Helfer haben sich gut geschlagen dieses Jahr - herzlichen Dank an alle. Für die kommende Saison such ich übrigens noch Helfer für ein paar Wochen im Herbst (für Frühling bis Ende Juli haben sich schon Helfer angemeldet, die sich darauf freuen, uns beim Verwöhnen unsere Gäste zu helfen).

Auf Ende Jahr dann noch ein dummes Problem mit meiner Webseite. Während etwa zwei Monaten verschwanden alle Mails, die über die Seite an uns geschickt wurden, irgendwo im Internetnebel (und das , obwohl die Absender die Meldung erhielten, dass ihre Nachricht an uns weitergeleitet wurde). Falls Ihr uns also geschrieben und keine Antwort bekommen habt, möchte ich mich entschuldigen und Euch bitten, es nocheinmal zu versuchen - jetzt klappt es wieder...

Ich bekomme auch schon wieder ganz viele Anfragen - für die Schulferien im Sommer sind wir schon fast ausgebucht. Schön, dass wir seit 25 Jahren mit Euch rechnen dürfen.

Herzlichen Dank an alle, die uns besucht haben und uns besuchen wollen. Schön, dass Ihr mit uns die Camargue erlebt, Euch von den Mücken stechen lasst, uns und unsere Pferde auf Trab haltet, mit uns die lokalen Weinproduzenten und Biobauern beschäftigt und natürlich meine Hunde und Katzen (vor allem Kami) krault.

Euch allen wünsch ich ein wunderschönes Jahr - mit Pferden, Hunden, Krimis und ganz viel Sonnenschein

                                                         Sylvia